Cerro de Pasco

Wir starten in Huanuco auf knapp 2.000m Seehöhe und verfolgen ein einziges Tal mit einem Bächlein – über 100km und bis auf 4.300m. Bei rund 3.500 ist die Baumgrenze.

Spannend auf der Straße. Aufpassen muss man auf Tiere, aber heute nicht auf Schafe oder Ziegen sondern auf Schweine! Die laufen hier herum, wie anderswo Schafe.

Für die Biker hart ist die größte Steigung auf den letzten 5km. Und was erwartet uns am Pass auf 4.300m? Ein riesiges Loch! Und eine Stadt. Und Schutt. Cerro de Pasco ist eine Bergbaustadt rund um eine große Mine (das Loch) und riesige Abraumhalden. Im Umfeld befinden sich weitere Minen – Zink, Silber.

Mit Sonnenuntergang (18.30 Uhr) wird es empfindlich kalt. Es gibt niemanden ohne Haube und dicke Jacke. Am Abend hat es um die 0 Grad. Bin auf die Frühtemperatur gespant. Heizungen gibt es hier nicht, dafür dicke Wolldecken.

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Argentinien

Wir sind in Argentinien angelangt. Gemäß Straßenschild an der Grenze sind es noch 5.200km nach Ushuaia. Wahrscheinlich ein paar Kilometer mehr, da wir ja nicht unbedingt die kürzeste Route nehmen.

Wir sind aber sowohl zeitlich als auch nach der Entfernung etwa bei der Hälfte der Reise angelangt. Bislang drei Staaten – nun noch einer. Hier sind die Distanzen doch etwas anders als in Europa.

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Merklich anders als in Peru und Bolivien sind die Fahrzeuge: Die Busse sind top. Die Kleinfahrzeuge stammen vornehmlich von europäischen und nordamerikanischen Herstellern und tragen nicht mehr chinesische Markennamen. Es gibt auch deutlich mehr Privatautos und weniger Kleinbus-Taxis. Auch Hostels und Toiletten weisen einen höheren Standard auf – ja und Internet funktioniert auch. Allerdings: es geht auch hektischer zu.

Was sich noch geändert hat, ist die Zeitzone. Nunmehr nur mehr 5 Stunden Differenz zu MEZ, mit der Winterzeit in Europa aber doch wieder 6 Stunden. Auch die Tage werden bereits länger. Waren es am Äquator exakt 12 Stunden, sind es nun bereits gegen 15 Stunden.

Heute 12. Oktober schlafen wir im freien Gelände. Übermorgen 14. Oktober kommen wir in Salta an. Dort haben wir zwei Rasttage.

Kaum zu glauben, dass es bereits Oktober ist. Für uns ist es jetzt warm geworden, nachdem wir uns nicht mehr auf 4.000m bewegen, sondern nur mehr zwischen 3.000m und 3.500m. Ich bin schon gespannt auf morgen Abend, wenn wir nach mehr als einem Monat wieder auf etwa 1.500m „hinabtauchen“.

Einiges wird sich in Salta am Teilnehmerfeld ändern, nachdem acht Teilnehmer (geplant) ausscheiden. In Salta, Mendoza und Bariloche werden neue Teilnehmer hinzukommen.

Übringens: Wieder Reifenwechsel. Mit einem lauten Knall hat sich ein Hinterreifen „verabschiedet“. Ein zehn Zentimeter langer Riss in der Seitenwand. Nun hat sich unser Bestand an Reservereifen schon von drei auf einen reduziert.

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Tupiza

Rasttag. Wir sind nur mehr auf rund 3.000m Seehöhe. Es ist sehr warm. Die Umgebung ist grandios. Teilweise Wüste mit Türmen aus Konglomerat-Gestein. Unglaubliche Felsformationen. Dazwischen Flussoasen mit tiefgrünen Bäumen.

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Ich radle wieder durch die Gegend und denke an Western – Indianer, Pferde, Bösewichte. Da gerate ich doch wirklich in einen Dreh zu einem Film. Unmengen Komparsen werden eingekleidet: Indianer und Kavallerie.

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Zwei ereignisreiche Tage

Fahrt von Uyuni nach Tupiza – zwei ereignisreiche Tage.

Noch während wir in Uyuni für den Mittagstisch einkaufen, ereilt uns die Botschaft, dass ein Radfahrer gestürzt ist. Vorerst nichts Schlimmes dabei gedacht. Allerdings knapp 1 km außerhalb der Stadt liegt der Radfahrer noch immer am Boden – intensive Schocksymptome und eine schmerzende Schulter. Zurück in die Stadt ins Krankenhaus. Röntgen. Die Schulter könnte ausgerenkt sein. So sicher kann das der Radiologe nicht sagen. Äußerlich ist es auch nicht klar erkennbar. Was tun? Die Ärzte im Krankenhaus lehnen weitere Aktivitäten ab: „Am günstigsten wäre ein Transport in die nächstgrößere Stadt – 200km und zumindest drei Stunden Fahrzeit.“ Dann hat unsere Jung-Ärztin die Verantwortung übernommen, ein kräftiger Zug am Arm, schnapp und die Schulter war wieder drinnen. Nochmals ein Röntgen – alles ok. Wir können beginnen, den Radlern nachzufahren.

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Nach übelster Waschbrettpiste (zweimal musste ich den Ganghebel wieder einhängen) kommen wir am Nachtplatz an. Ein Blick rund ums Auto, ob alles ok ist. Kurzes Nachdenken: Im Heck da waren doch zwei Reserveräder, nun nur eines. Kurzer Blick. Die Aufhängung ist gebrochen, das Rad offenbar verloren. Das muss aber doch irgendwo auf der Strecke liegen. Suchen!

Wieder die Waschbrettpiste und ein paartiefe Sandfelder zurück nach Uyuni. Gut 100km sportlich gefahren (was der LKW so hergibt) in knapp drei Stunden – in der Nacht. Kein Rad im Scheinwerferkegel. Angekommen in Uyuni. Batteriebox locker, Gasflaschen locker: befestigen. Die Rolltore zum Werkzeug gehen nicht auf. Nach eineinhalb Stunden war auch das Problem gelöst. Es ist inzwischen 23 Uhr.

Der Wecker läutet um 4:30 Uhr. Abfahrt 4:45. Wieder zurück. Nun im dämmernden Morgenlicht. Wieder sportlich gefahren knapp drei Stunden. 60 bis 65 km/h macht der LKW bei Vollgas mit schwarz rauchendem Auspuff auf 4.000m über die tiefen Waschbrettrillen. Kein Rad zu sehen. Wir kommen geradevor der Abfahrt der Radler aus dem Nachtcamp zurecht. Packen. Weiterfahrt.

Nun geht es über wunderbare kurvige Schotterstraßen über den nicht mehr so planen Alto. Mittagstisch auf der Passhöhe. Wunderbar.

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Weiter: Kurzer Stop für ein Foto. Ein Blick auf das Heck des LKW. Da steckt doch ein Stein zwischen den Zwillingsreifen. Der muss raus. Aber er wehrt sich. Also LKW-Rad lockern (gut, dass ich mehr als 70kg wiege, um stehend auf dem Radmutternschlüssel die Muttern lockern zu können). Der Stein gibt endlich auf.

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Wir kommen gut in Tupiza an. Großartige Szenerie.

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Nun noch Diesel und Wasser tanken und nach den staubigen Strecken den LKW waschen. Ein Blick rundum. Da ragt doch glatt ein Nagel aus dem Reifen. Also nochmals eine Stunde beim Reifen“schuster“. Mittlerweile ist es stockdunkel. Die Reifenreparatur erfolgt auf der Straße im schwachen Licht der Straßenlaterne.

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Uff – die beiden Tage waren doch anstrengend.

Übrigens: Die Strecke seit dem Salzsee Salar de Uyuni entspricht etwa der Strecke der Dakar-Rallye im Jänner 2014.

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Uyuni

Uyuni am Salzsee hatte offenbar Bedeutung als Bahnumschlagstelle. Die Bahnlinie kommt von der Kueste Chiles. Heute zeugt der Bahnfriedhof davon. Dampfloks aus dem 19. Jahrhundert rosten dahin. Ein Leckerbissen fuer Technikfreaks. so etwas steht bei uns nicht einmal im Museum. Die letzten abgestellten Waggons waren allerdings bis in die 1980er Jahre im Einsatz.

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Am heutigen Rasttag habe ich wieder einen Berggipfel (ein 4.00er) bezwungen – mit dem Fahrrad. Es war dann eine schoene Abfahrt – je etwa ein Drittel Fels, Schotter, Sand.

Die Stadt Uyuni selbst ist ein doch etwas trauriger Ort mitten in der Wueste bzw. am Rand der Salzwueste.

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Salar de Uyuni

Salz, soweit das Auge reicht. Der weltgroesste Salzsee. Etwa so gross wie die Steiermark. Etwa 150km Durchmesser. Wir durchqueren den Salzsee auf zwei Etappen: Bis Mittag zu einer Insel. Diese ist voll riesiger Kakteen – 6m und mehr hoch.

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Nachmittags dann zu einem Salz-Hostel. Ein Haus, ganz aus Salz gebaut. Einfach Ziegel aus dem Salz geschnitten.

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Ich schlafe am Salz ohne Zelt. Es gibt wunderbare Sonnenauf- und -untergaenge. Temperatur wie ueblich am Altiplano. Morgens um die 0ºC. Es ist ein eigenartiges Gefuehl in dieser Salzwueste, in der es wirklich nichts Lebendiges gibt.

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Lebendig war es hier offenbar im Jänner. Da ueberquerte der Tross der Dakar-Rallye den See. Offenbar steht dies auch fuer Jaenner 2015 am Programm.

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Altiplano 2

Nun sind wir wirklich da. Der Name sagt alles: Alti (hoch, ja – 3.600 bis 4.000m) und Plano (wirklich eben). Bewuchs: etwa Gras, ausreichend fuer die Lamas und die verwandten Wildtiere, die Vikunas. Dazwischen seichte Seen. Wir fahren entlang des Lago Popoo. Der ist mehr als 100km lang. Uebrigens stammt von hier, der unwirtlichen, einsamen Gegend der Praesident Boliviens, Evo Morales.

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Am Weg ein Lama-Contest. Die stolzen Besitzer gringen ihre schoensten Lamas zur Beurteilung durch offizielle „Judges“.

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Wetter: Seit LaPaz jeden Tag am spaeten Nachmittag Gewitter, Sturm, Regen, Kaelte. Ich habe noch nie Regenvorhaenge dieser Dimension, die sich um den halben Horizont ziehen – samt den dazugehoerigen Gewitterblitzen. Morgens dann um die 0ºC, aber wieder blauer Himmel und Sonnenschein. Und die Sonne hat in dieser Hoehe einige Kraft und spendet Waerme.

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Am Abend des 2. Oktober kommen wir am Krater eines Meteoriteneinschlages an. Ein kreisrundes Loch in der Ebene. In der Mitte ein kleiner See.

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Polizei

Erster Polizeikontakt in Bolivien: In der Stadt Oruro nehmen wir mit dem Fahrrad am Dach des LKW ein Kabel mit. Das bekommt eine Polizistin mit: Auto abstellen und mitkommen auf die Polizeistation. Dort zum „Departemento Investigativo Especiales“. Hinter dem Chef haengen furchterregende Bilder von schrecklichen Unfaellen, von entstellten Unfall- und Mordopfern. Vorerst warten, bis der Chef Zeit hat. Der weiss auch nicht recht, was tun. „Investigativo Especiales“ heisst wahrscheinlich, dem Sachverhalt genauf auf den Grund gehen. also: Fussmarsch zum Kabel. Der LKW steht weiterhin mitten auf der Strasse. Der Polizist macht unter der Unmenge herumhaengender Kabel ein duennes abgerissenes Telefonkabel aus. Das muss es gewesen sein. Ich verschweige, dass das Kabel durchaus so stark war, unser Fahrrad aus der Verankerung zu ziehen.

Zurueck zur Polizeistatiion: Kontrolle der Papiere – Fuehrerschein und Pass. Die Unterschrift des Zollbeamten am Einreisestempel sieht der Zahl 30 aehnlich – und das am 1. Oktober! Besteht womoeglich ab 30. September gar keine Aufenthaltsberechtigung mehr? Noch immer die Frage: Was tun?

Schussendlich die Loesung: Ich uebergebe 50 Bolovianos (etwa EUR 5,-) fuer die Reparatur des Kabels. Das Geld verschwindet in seiner Schreibtischlade. Nach eineinhalb Stunden keonnen wir weiterfahren.

Es waren spannende eineinhalb Stunden.

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