Wir erreichen den Rio Santa und fahren ihn stromauf. Eine Mündung ist kaum auszumachen, da das Wasser fast ausschließlich für die Bewässerung der Wüste entlang der Küste verwendet wird (siehe „Bewässerung“).
Wir fahren durch immer enger werdende Schluchten, viele hundert Meter tief. Hier fällt nur dann Regen, wenn das Phänomen El Niño auftritt und sich die Meeresströmungen verändern. Dann spielt das Wetter in der Region verrückt.
Die Schluchten sind jedenfalls gewaltig, die Straße nicht steil. Ursprünglich hätte die Straße eine Eisenbahntrasse werden sollen. Nun rumpeln wir über Wellblechpisten stromauf. Nicht immer wissend, ob Tempo 20 oder 60 besser ist. Alles dazwischen rumpelt allzusehr. Ich entscheide mich doch oft für Tempo 60+. Das Ergebnis ist dann ein mehr schweben als Fahren, funktioniert aber selbst mit den 13t gut. Links und rechts dunkle Berge – die Cordillera Negro.
Die Schlucht verengt sich weiter und führt zu einem mehrere hundert Meter tiefen Canyon. Die Straße ist schmal, hat viele enge Tunnels und hat keine Leitplanken. Es ist schon ein spannend, den Kopf aus dem Fenster des LKW zu halten und direkt hundert Meter tief zum Fluss zu blicken, die das Fahrzeug an der Kante fährt.
Wir übernachten im Zelt. Grandioser Sternenhimmel. Wir beobachten auch die Scheinwerferkegel von Fahrzeugen, die sich mehrere hundert Meter über uns von Kehre zu Kehre bewegen. Unglaublich, wo es überall Straßen bzw. Fahrwege gibt.
Nach dem Ende der Schlucht weitet sich das Tal. Der Fluss dreht um 90° und wir erhalten Blicke auf die Cordillera Blanco, die schneebedeckte Cordillera mit dem Huascaran als höchsten Berg mit 6.800m. Wir machen mit dem LKW einen Sidestep etwa 1.000 Höhenmeter hinauf (auf 3.000 m) in Richtung Alpamayo, um diesen unglaublich schönen Berg zu sehen.
Wir sind von der Szenerie tief beeindruckt und freuen uns, nun fern der Pan Americana zu sein. Auffällig auch, dass es hier in den Bergen deutlich sauberer ist als in der Küstenregion. Keine Plastiksackerl mehr in fast jedem Busch.